Agriturismo in Sardinien – Leben und Essen auf dem Land

Auch wenn Sardiniens Strände, das Meer und die weitgehend intakte Natur immer wieder die Feriengäste begeistern: Das „Sahnehäubchen“ ist der Ausflug ins Landesinnere, wenn das „Sardische Festmenü“ im Agriturismo angesagt ist. Da kocht der Hirt an seiner Hütte, der Bauer auf seinem Hof, und die produzieren vom Schwein bis zum Wein alles selber! Man muss mittlerweile allerdings die richtigen Adressen kennen; denn wie in jeder Herde, gibt es auch unter den Agrituristikern schwarze Schafe, …

und daran ist die Politik schuld. Wir kennen das ja: Politiker wollen stets und ständig ihren Nutzen für das Wahlvolk unter Beweis stellen, und folglich produzieren sie Ideen. Die sind zwar immer gut gemeint, oft aber leider schlecht durchdacht. Auf Beispiele verzichte ich an dieser Stelle. Wir kennen das ja zur Genüge.

hirtenessen_auf_sardinien

Eine richtig gute Idee hatte man in Brüssel mit einem Vorschlag, wie der verarmten Landbevölkerung in Sardinien zu helfen sei. Das Zauberwort hieß  „Agriturismo“! Dieses Projekt erlaubt es Landwirten und Hirten, Touristen zu beköstigen. Extrem steuerbegünstigt und befreit von den meisten im Restaurantwesen üblichen Regulierungen. Um normale Restaurants nicht zu benachteiligen, muss das Speisen- und Getränkeangebot aber dem Grundsatz folgen, dass nur angeboten wird, was selber produziert wurde.

Also: Keine Coca-Cola, kein Pellegrino-Mineralwasser, keine gekauften Spaghettis, Fleisch und Käse nur aus eigener Herstellung.

spanferkel_sardinien

Ein gutes Konzept, das anfangs genau das beabsichtigte Ziel erreichte. Es entstanden kleine Familienbetriebe, abseits vom Tourismus, oft in wirklich abgelegenen Winkeln. Da steht dann die italienische Mama mit dem Nudelholz in der Küche, Papa röstet im Kamin das berühmte sardische Spanferkel, und die Kinder servieren und machen die Arbeiten drum herum.  Da es drei „archaische“ Berufsgruppen gibt, gibt es auch drei verschiedene „Menus“. Man kann daher für seinen Agriturismo-Ausflug zum Bauern auf´s Land, zum Hirten in die Berge oder zum Fischer ans Meer gehen.

Ein wirklich gutes Konzept! Viel zu gut, um nicht missbraucht zu werden! Weil die steuerlichen Vorteile so reizvoll waren, mischten sich bald Trittbrettfahrer unter die Schar der Erzeuger. Die hatten niemals eine Hacke in der Hand gehalten, nie ein Schaf gemolken, nie eigenen Wein gekeltert und natürlich auch niemals ein Fischernetz ausgeworfen. Das gut gemeinte Konzept verkam zum Steuersparmodell für Karlchen Klever bzw. Gaio Tizio Sempronio. Man muss heute also genau wissen, wohin man fährt, wenn man wirklich original sardisch essen will.

agrotourismus_sardinien

Wohin also? – Als Faustregel für die Auswahl gilt, dass in Küstennähe die meisten Anbieter Schein-Agriturismo-Betriebe sind. Man erkennt sie daran, dass um das Haus herum keine Schweine, Schafe, Hühner und all die Tiere weiden, die einen sardischen Bauernhof ausmachen. Man sieht auch keine Weinberge, keine Obst- und Gemüseplantagen und nichts, was nach Land-, Fisch- oder Weidewirtschaft „riecht“. Wer dort essen geht, bekommt auch abgefüllte Getränke, Gefrierkost und andere Low-Cost-Produkte. (Natürlich: Die „Faustregel“ gilt nicht für Fischer. Die müssen zwangsläufig in Küstennähe arbeiten.)

Ich ärgere mich immer wieder, dass dieser Missbrauch von den Aufsichtsbehörden geduldet wird, denn schließlich wird es so den ehrlichen Wirten erschwert, ihre Restaurantkultur zu erhalten, die qualitätsbewusst auf den Einsatz von Lebensmitteln aus der Massenproduktion verzichtet.

Nun aber zu Tisch! Was jeweils auf den Tisch kommt, und worin sich Schäfer, Bauer und Fischer unterscheiden, das beschreibe ich beim nächsten Mal.

Mit einem sardischen “Adiosu” verabschiedet sich für heute

Joachim Waßmann

Lassen Sie sich von vielfältigen Sardinien Themen inspirieren

Dass Fisch und Meeresfrüchte in der traditionellen sardischen Küche keine Rolle spielen, ist für eine Insel ungewöhnlich

Nirgendwo sonst auf der Welt, heißt es, gibt es mehr Hundertjährige als auf Sardinien. Bemerkenswert daran ist, dass sich die Lebenserwartung von Männern und Frauen in Sardinien nicht signifikant

Weiterlesen … Sardinien, die Insel der Hundertjährigen: Sardisches Essen als Garant für ein langes Leben.

Lässt man, von Norden kommend, die große Bucht von San Giovanni bei S. Lucia hinter sich, zeigt sich die Küstenstraße von ihrer schönsten Seite. Nach 6 Kilometern Fahrt durch duftende Macchia und

Weiterlesen … Capo Comino

Wer schon einmal auf Sardinien war, wird wissen, wovon ich spreche: Man durchstreift ein altes Bergdorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Weiterlesen … Eine Insel als Filmstar - Als James Bond Sardinien besuchte

Der feinkörnige Sandstrand von Budoni ist in seiner Schönheit einzigartig. Das weiß auch die Werbebranche, weshalb man den Strand bereits in zahlreichen Werbespots bewundern konnte, darunter auch eine

Weiterlesen … Budoni Sandstrand

Am Stadtrand von Pula in der Region Cagliari befindet sich die antike Stadt Nora

Die Kirche Stella Maris  im Hafen von Porto Cervo ist das vielleicht schönste Wahrzeichen der Costa Smeralda.  Kurioserweise wurde das katholische Gotteshaus 1963 auf Geheiß eines Muslims

Weiterlesen … Stella Maris - Kirche in Porto Cervo

Tief im Herzen der Barbagia, geschmiegt an die Hänge des Gennargentu-Massivs, liegt ein magischer Ort: Sadali, das “Dorf des Wassers”.

Tief im Herzen der Barbagia, geschmiegt an die Hänge des Gennargentu-Massivs, liegt ein magischer Ort: Sadali, das “Dorf des Wassers”. Hier ist das nasse Element allgegenwärtig. Es sprudelt aus

Weiterlesen … Sadali – Das Wasserdorf in der Barbagia