Götz George - Große Liebe Sardinien
Sardinien hat etwas ganz Besonderes. Das empfand auch Götz George, denn gegenüber Journalisten äußerte er sich einmal so: „Ich denke ganz wertneutral an den Tod. Nur in Sardinien sage ich: Es ist schade, das irgendwann nicht mehr zu haben, diese Einsamkeit, diesen Horizont. Das sind die Momente, in denen sich der Tod einschleicht. Aber dann denke ich: Dieser Felsen da, den gibt es schon seit Tausenden von Jahren, nur ich bin weg.“
Tür an Tür mit Götz George?
Jetzt ist Schimanski weg und ich erinnere mich an eine jahrzehntelange Nachbarschaft, in der ich meinen Nachbarn nur ein einziges Mal angesprochen habe. Es begann, als mir meine Putzfrau erzählte, dass sie jetzt „ganz in der Nähe“ das Anwesen eines „attore tedesco“ pflege. Den Namen konnte sie mir nicht sagen, aber es sei ganz gewiss eine „persona molto famosa“.
Da in Sardinien unter Sarden niemandem irgendetwas verborgen bleibt, wusste ich bald, dass es Götz George war, der sich im Hinterland von San Teodoro eine Datsche gekauft hatte. Wenig später, es war irgendwann im November, saß er in der ansonsten völlig leeren Tavernetta mit zwei Reportern am Nachbartisch. Ich war hin- und hergerissen. Am Nachbartisch! Ob er wohl Zeit für ein Schwätzchen mit mir aufbringen würde? „Mein Name ist Wassmann, Herr George, und ich wohne ganz in Ihrer Nähe. Freut mich Sie kennenzulernen.“ So oder so ähnlich hatte ich mir die Kontaktanbahnung vorgestellt.
Aber dazu kam es nicht. Götz George war – so schien es mir zumindest – so sehr in das Gespräch mit den beiden Reportern vertieft, dass mir der Mut fehlte, ihn dabei zu stören. Dabei hatte ich mir den Fortgang in Gedanken schon ausgemalt. Ich hätte dies und ich hätte das … Tausend gute Ideen hätte ich ihm präsentiert! Aber es blieb beim „Hätte“.
Götz George auf Sardinien: Bitte nicht stören Und dabei ist es bis heute geblieben. Die kurze Zusammenkunft hatte mich gelehrt, dass Götz George auf Sardinien besonders eines nicht wünschte: Sich mit Landsleuten und Fans abgeben zu müssen. Das leuchtete mir ein. Auch mir war es ja wichtig, auf Sardinien unter Sarden zu sein. Ihm ging es offenkundig nicht anders, und das wollte ich respektieren.
Er ist mir danach aber noch häufig auf der Insel über den Weg gelaufen. Und natürlich habe ich meinen Freunden von meiner Nachbarschaft zu der Schauspiellegende erzählt und mich in der Bewunderung gesonnt, die von seiner Prominenz auf mich abstrahlte. Auch meine Tochter war begeistert von Götz George und verpflichtete mich, ihr ein Autogramm zu besorgen. Diesem Umstand verdanke ich die einzige persönliche Begegnung mit meinem Nachbarn. Als wir einmal gemeinsam am Gate in Tegel auf den Flug nach Sardinien warteten, überwand ich mich und bat ihn um seine Unterschrift. Er verwies mich kühl an seine Begleiterin. Die zog eine signierte Fotokarte aus der Tasche und überließ sie mir mit abweisender Gleichgültigkeit.
Sardinien, Berlin, der Wannsee und immer wieder Götz George
„Hättest ruhig freundlich sein können“, dachte ich enttäuscht bei mir. „Wenn ich deine Privacy bis heute unerschütterlich respektiert habe, könntest du das ja wenigstens jetzt honorieren.“ Aber wie sollte er das wissen? Und wie sollte er obendrein wissen, dass wir nicht nur in Sardinien, sondern auch in Berlin sozusagen Nachbarn waren? Ich wohnte damals in Wannsee, keine 100 Meter von dem Haus entfernt, in dem er 1945 das Kriegsende erlebt hatte.
In seinem Film „George“ erzählt er aus dieser Zeit. Beeindruckend, wie er darin seinem Vater sein Denkmal setzt, sich vor ihm verneigt und anerkennt, dass er, G.G., niemals das schauspielerische Format seines Vaters erreicht habe. Er berichtet im Film auch vom Tod des Vaters im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen. Unerwähnt lässt er, dass er dort viele Jahre später nach den sterblichen Überresten seines Vaters hat suchen lassen, um sie auf dem Friedhof Zehlendorf in Berlin beizusetzen. Gibt es einen schöneren Beweis für Kindesliebe?
Die Szene am Flughafen mit ihm zeigte mir, wie wenig erstrebenswert es für diesen Feingeist gewesen sein muss, so bekannt zu sein, und wie richtig ich gehandelt hatte, ihn in Ruhe zu lassen. Dabei soll es bleiben.
Er sprach mir aus der Seele: Dieser Felsen da, den gibt es schon seit Tausenden von Jahren, nur Du bist weg. Ruhe sanft!
Mit einem sardischen „Adioso“ verabschiedet Dich
Joachim Waßmann
Der Schauspieler Götz George, der als „Tatort“-Kommissar „Schimanski“ Fernsehgeschichte geschrieben hat, starb am 19. Juni 2016 im Alter von 77 Jahren in Hamburg.
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