Torrone aus Sardinien - Die süße Sünde der Sarden

Ihr Sardinien Urlaub ist eine gute Gelegenheit, einmal eine ganz besondere sardische Köstlichkeit zu probieren: den Torrone. Sardinien ist streng genommen allerdings nicht der Geburtsort dieser Spezialität. Der Ursprung des Torrone liegt tief in der Vergangenheit und außerhalb Europas. Die Mauren brachten das Rezept im 16. Jahrhundert mit nach Spanien, wo der weiße Nougat, der im Grundrezept aus Mandeln, Honig, Zucker und Eiweiß besteht, seitdem hergestellt wird.  Auch anderswo in Italien sowie in Frankreich und in der Schweiz gehört Torrone unter seit Jahrhunderten zum traditionellen Süßigkeiten-Repertoire. Aber Sardinien hat seine ganz eigene, stolze Torrone-Tradition, und der sardische Berghonig verleiht dem Torrone aus Sardinien sein unverwechselbares Aroma.

Torrone, Sardinien, Tonara — das gehört zusammen wie Honig, Eiweiß und Mandeln

Das Zentrum der sardischen Torrone-Produktion befindet sich in dem auch als “Torrone-Dorf” bekannten Bergdorf Tonara. Das malerische Örtchen liegt im Herzen Sardiniens, in 850 m Höhe inmitten der Bergwelt der Barbagia. Seit 1979 findet hier jährlich am Ostermontag der Sagra del Torrone statt. Hier kann man beobachten, wie die kiloschwere Nougatmasse von den Frauen des Dorfes nach alter Sitte in einem Kupferkessel von Hand gerührt wird – eine stundenlange, anstrengende Prozedur mit köstlichem Ergebnis. Diese mühselige Arbeit übernimmt außerhalb des Torrone-Festivals ein elektrisches Rührwerk, aber ansonsten ist alles noch genau wie früher – die Zubereitung im Kupferkessel und die guten regionalen Zutaten, darunter der lokale Gebirgsblütenhonig. Die fertige Masse wird in Schachteln abgefüllt, die zuvor sorgfältig mit Wachspapier ausgelegt wurden. Dort kühlt das heiße, süße Gemisch ab und wird fest. Dann steht dem Torrone-Genuss nichts mehr im Wege.

Torrone aus Sardinien — Ein bedrohtes Kulturerbe

Die Torrone-Hersteller auf Sardinien nennt man dort Torronai. Jede Torronai-Familie hat ihr eigenes, über Generationen weitergegebenes Geheimrezept zur Torrone-Herstellung. Varianten gibt es bei der Auswahl der verwendeten Honigsorten, der Nüsse und Mandeln und beim Mengenverhältnis der Bestandteile. Es lohnt also, die Erzeugnisse verschiedener Manufakturen zu verkosten und eine süße Erinnerung an den Urlaub mit nach Hause zu nehmen. An langen, dunklen Herbst- und Wintertagen spendet der Torrone aus Sardinien Trost, und eventuell angefutterte Speckröllchen verschwinden gnädig unter der Winterkleidung. Auch als Mitbringsel eignet sich die altertümliche Süßigkeit in den farbenfrohen Schachteln hervorragend. Ganz nebenbei unterstützt man damit auch noch ein in der heutigen Zeit zunehmend bedrohtes Gewerbe. Denn wurde früher der Torronai, der mit seiner süßen Fracht im Pferdekarren von Dorf zu Dorf fuhr, von Jung und Alt sehnsüchtig erwartet, muss er heute mit einer Vielzahl industriell hergestellter Süßigkeiten konkurrieren. Im Gegensatz zu diesen mit Weißzucker und Glukosesirup gesüßten Produkten verdankt der Torrone aus Sardinien seine Süße jedoch ausschließlich bestem Honig, der wertvolle Spurenelemente enthält und langsamer ins Blut geht. Gesund und von bester Qualität sind auch die verwendeten Nüsse und Mandeln. Von den Sarden können wir also auch beim Sündigen noch das eine oder andere lernen!


Mit einem sardischen „Adiosu“ verabschiedet sich für heute

Ihr Joachim Waßmann

 

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