Wanderer, kommst Du nach Sardinien, lass Dein Smartphone zu Hause

Ich verstehe es ja. Der gestresste Städter ist endlich auf der ersehnten Ferieninsel angekommen. Er hat gehört, dass es hier, an der Ostküste Sardiniens, besonders malerische, versteckte Buchten geben soll, die allerdings nur auf verschlungenen Pfaden zu erreichen sind. Also macht er sich frohgemut in seinem Mietwagen auf den Weg im Vertrauen, dass Google Maps ihn schon ans Ziel bringen wird.

Schließlich macht er das zu Hause genauso. Ja, so ein Smartphone ist schon praktisch! Die Straßen, die ist er allerdings aus der Stadt ganz anders gewohnt. Schon längst hat er die Asphaltroute verlassen und der Mietwagen rumpelt auf einer unbefestigten Piste dahin. Aber egal, die Aussicht auf die romantische Bucht mit schneeweißem Sand und türkisblauem Wasser ist stärker als alle Bedenken.

Cala Goloritzè an der Ostküste Sardiniens. (Foto: Dorisworld, Pixabay)

Doch plötzlich reißt ein hässliches Knirschen unseren Reisenden aus seinen Träumereien, und der fahrbare Untersatz bewegt sich nicht mehr von der Stelle. Die Inspektion zeigt ein durchdrehendes Hinterrad. Alle Versuche, die Karre wieder flott zu bekommen, scheitern. Er sitzt fest, auf einer Schotterpiste irgendwo in den sardischen Bergen…

 

Ob der Esel weiß, wie man hier wieder rausfindet? (Foto: Circe Deiner, publicdomainpictures.net)

So oder so ähnlich ist es in den vergangenen Jahren Dutzenden von Urlaubern im Supramonte-Massiv ergangen. Auch Wanderer, die sich auf Google Maps verließen, verirrten sich im unwegsamen Hinterland. Und immer gingen die unfreiwilligen Abenteuer glimpflich aus, denn die sardische Feuerwehr war jeweils zur Stelle, um die Verirrten und Gestrandeten aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Niemand kam ernsthaft zu Schaden, und die Urlauber hatten eine schöne Anekdote für die Daheimgebliebenen im Gepäck. Kein Problem also. Oder?

Salvatore Corrias, der Bürgermeister der Gemeinde Baunei in der Provinz Nuoro, sieht das etwas anders. 144 Mal musste die Feuerwehr von Baunei allein in den vergangenen zwei Jahren ausrücken, weil ahnungslose Touristen in ungeeigneten Fahrzeugen Google Maps benutzt hatten, so berichtete er dem amerikanischen Sender CNN. Die Kosten für die Rettungsaktionen trägt dabei die Gemeinde. Deshalb sah man sich jetzt genötigt, Schilder aufzustellen, die Touristen davor warnen, den Angaben von Google Maps zu folgen:

Auch den Konzern Google im fernen Kalifornien habe man von dem Problem in Kenntnis gesetzt, doch dessen Mühlen mahlen langsam. Bis man dort die Karten entsprechend korrigiert, bleibt den Bürgern von Baunei nur, sich auf die Einsicht der Touristen zu verlassen. Denen empfiehlt Salvatore Corrias, Straßenkarten aus Papier (!) zu benutzen oder einen der freundlichen Einheimischen nach dem Weg zu fragen (!).

Dieser Empfehlung kann ich mich nur anschließen. Und, so möchte ich hinzufügen – wenn Sie schon einmal dabei sind, warum legen sie das Smartphone im Sardinienurlaub nicht einfach komplett aus der Hand? Starren wir nicht alle im Alltag schon genügend auf Bildschirme? Gehen Sie doch wenigstens im Urlaub einmal offenen Auges durch die Welt, kommunizieren sie mit den Sarden, wenn es sein muss, mit Händen und Füßen, und vielleicht lernen sie auf diesem Weg neue Freunde kennen! Schauen Sie auf die Straße statt auf den Bildschirm, dann sehen Sie von selbst, wann es Zeit ist, den Wagen stehen zu lassen. Betrachten sie die umgebende Landschaft, lauschen Sie auf das Zirpen der Grillen, atmen Sie tief durch, und genießen Sie den Augenblick – ganz analog. Spüren Sie es? Jetzt sind Sie wirklich auf Sardinien angekommen.

Mit einem sardischen „Adiosu“ verabschiedet sich für heute

Ihr Joachim Waßmann

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